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Das "klasse!"-Projekt an der Grundschule Sandstraße

Kinder wollen gerne lernen, nur leider haben nicht alle Kinder gute Startvoraussetzungen – so wie im „klasse!“-Projekt der Roland Berger Stiftung an der Grundschule Sandstraße in Duisburg-Marxloh, das von „Bild hilft e.V. - Ein Herz für Kinder“ – unterstützt wird. In diesem auf vier Jahre angelegten Pilotprojekt soll herausgefunden werden, welche Unterstützung Kinder aus einem extrem sozial benachteiligten Umfeld benötigen, um erfolgreicher lernen zu können und in den Basiskompetenzen besser zu werden. Wissenschaftlich begleitet wird dieses Modell vom Institut für Schulentwicklungsforschung der TU Dortmund unter der Federführung von Prof. Dr. Nele McElvany. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation sollen als „Blaupause“ auch anderen Schulen zur Verfügung gestellt werden.

72 Kinder aus 18 Nationen sind im vergangenen September an der Grundschule an der Sandstraße gestartet, knapp 30 von ihnen besuchen eine Sprachfördergruppe (Löwen- und Raupengruppe), die anderen gehen in jahrgangsübergreifende Klassen. Begleitet werden die 72 Kinder im „klasse!“-Projekt von vier zusätzlichen pädagogischen Fachkräften der Roland Berger Stiftung. Diese unterstützen sie beim Lernen während und außerhalb des Unterrichts – einzeln oder in Kleingruppen. Darüber hinaus finden Deutschfördergruppen (Deutsch als Zweitsprache) und Motorikspiele im Anschluss an den Unterricht statt.

Die Kinder in der Löwen-und Raupengruppe sind zumeist Kinder, die keine Kita besucht haben und in einem extrem spracharmen Umfeld aufwachsen. Das heißt, dass sie sowohl ihre Muttersprache als auch die deutsche Sprache nur rudimentär beherrschen. Es sind Kinder, die keinen Spielplatz kennen, die nicht ruhig sitzen können, keinen Stift geschweige denn eine Schere halten können. 

Hier setzt die Unterstützung sehr niedrigschwellig an. Die Mädchen und Jungen lernen schrittweise ein Verständnis vom aktiven Zuhören. Sie werden alphabetisiert, lernen spielerisch Buchstaben und Zahlen. Sie kommen also mit sehr geringen Kenntnissen in die Sprachfördergruppe, haben aber große Freude beim Lernen und schon Fortschritte seit dem Schulstart erzielt.

Die Förderung im „klasse!“-Projekt wird nach den Bedürfnissen der Kinder weiterentwickelt. Dazu hat die TU Dortmund, die die wissenschaftliche Evaluierung des Projekts innehat, eine Ausgangserhebung bei allen 72 Mädchen und Jungen vorgenommen. Untersucht wurden u.a. Wortschatz, Lesekompetenz oder Konzentrationsvermögen. Liegen die Daten vor, werden die Unterstützungsmodule weiterentwickelt und angepasst. Aktuell werden die Kinder bereits nach evaluiertem Konzept in der Graphomotorik gefördert, um den für sie schwierigen Schreiblernprozess zu erleichtern. 

„Das „klasse!“-Projekt setzt an einem wichtigen Punkt an, auf den die Bildungsforschung immer wieder aufmerksam gemacht hat: Nicht alle Kinder kommen mit den gleichen Ausgangsbedingungen in die Grundschule. Bei manchen Kindern sind die Voraussetzungen so schwach, dass sie ohne zusätzliche Förderung keine Chance in unserem Bildungssystem haben. Wir müssen besser wissen, was genau Kinder aus extrem sozial benachteiligten Umfeldern benötigen, um in der Schule erfolgreicher lernen zu können. Dass „klasse!“-Projekt erprobt einen Ansatz und lässt diesen wissenschaftlich evaluieren, so dass am Ende des Projekts fundierte Erkenntnisse zur Wirksamkeit vorliegen werden. Das ist in meinen Augen eine vorbildliche Zusammenarbeit von Stiftungshandeln und Wissenschaft.“

Prof. Dr. Nele McElvany