Öffnen Sie die Navigation

Netzwerktreffen 2023

Deutschlands Schulen stehen vor großen Herausforderungen, die Transformation von der „Schule der Industriegesellschaft“ zur „Schule der digitalen Wissensgesellschaft“ verlangt eine hohe Innovationsfähigkeit der Schulsysteme. Prof. Dr. Anne Sliwka, Professorin für Bildungswissenschaft an der Universität Heidelberg, eröffnete mit ihrem hoch interessanten Impulsvortrag „Zukunftsfeste Bildung: von den Basiskompetenzen bis zum deeper learning“ das diesjährige Netzwerktreffen der Partnerschulen in München.

Über 50 Schulleiter und Lehrkräfte aus ganz Deutschland nahmen – trotz erheblicher Behinderungen durch den Bahnstreik – an der zweitägigen Tagung teil. Im Mittelpunkt des Treffens standen fachliche Inputs von Experten und der intensive Austausch über Schularten und Bundesländer hinweg. In der derzeit schwierigen Situation an den Schulen – Lehrermangel bei stark steigenden Schülerzahlen, eine immer heterogener werdende Schülerschaft und mangelnder digitaler Ausbau – war für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der informative und abwechslungsreiche Vortrag von Frau Prof. Sliwka eine willkommene konkrete Anregung für ihren Schulalltag.

Prof. Sliwka ist eine ausgewiesene Expertin für Schulentwicklung im internationalen Vergleich. Sie untersucht, wie sich die stärksten Schulsysteme in der Welt wie beispielsweise Kanada, Estland, Singapur oder Japan weiterentwickeln und was wir von den Systemen lernen können. „Wir leben in einer heterogenen Gesellschaft. Alle Kinder müssen zumindest die Basiskompetenzen in Deutsch und Mathematik erreichen, was derzeit leider nicht der Fall ist. Daher müssen wir die Grundschulen neu ausrichten und das kann sehr gut gelingen, wie die Beispiele aus dem Ausland zeigen.“, betonte Sliwka.

Als Beispiel nannte sie ein so genanntes Förderband in der Grundschule, in dem mehrere Lehrkräfte die Kinder in Deutsch und Mathematik individuell fördern. Digitale Tools ermöglichen zudem passgenaue Förderungen für die unterschiedlichen Begabungen der Grundschulkinder.

Die Stärkung der Basiskompetenzen ist insofern notwendig, damit Schülerinnen und Schüler später komplexe Aufgaben lösen können. Sie müssen fachliche Fähigkeiten mit den 21st century skills, wie beispielsweise Kreativität, Kommunikation sowie kritisches Denken verknüpfen können. Dazu müsse der Staat Grundlagen für ein innovatives Schulsystem legen. Dringend notwendig, wie die Bildungsexpertin betont: „Failure is not an option, hope is not a strategy”.

Wie Lehrkräfte die Belastungen des Schulalltags besser bewältigen können, war auch Thema eines Workshops, den Dr. Kerstin Wundsam-Gollwitzer leitete. Sich jeden Abend zu fragen „Was habe ich heute Bedeutsames getan?“ und immer im Blick zu haben, wie sinnstiftend die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer ist, seien erste Schritte, um Resilienz zu gewinnen, so die erfahrene Ärztin und Psychotherapeutin. Lehrkräfte müssten sich bewusst machen, dass sie mithilfe verschiedener Methoden etwas verändern könnten. Studien zeigten, wie wichtig das soziale und kollegiale Miteinander für Lehrkräfte sei. Regelmäßiger Austausch sei ebenso wichtig wie Supervision, kollegiale Fallberatung oder auch Mentoringprogramme für Lehrkräfte an Schulen. Lehrkräfte bräuchten die Gewissheit, dass sie keine Einzelkämpfer seien.

Mehr fachliche Unterstützung wünschen sich die Lehrkräfte auch bei dem Problem, dass mehr Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. Vor allem nach der Coronapandemie habe die Zahl der auffälligen Schülerinnen und Schüler stark zugenommen, so die Lehrkräfte. Annika Schunke, Kinder- und Jugendpsychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Jugendinstitut (DJI) in München, zeigte den Workshopteilnehmern auf, wo sie fachliche Unterstützung erhalten können. Allerdings mit einem großen Wermutstropfen: „In Deutschland gibt es viel zu wenige Kinder- und Jugendpsychologen, die Kapazitäten an den Kliniken haben bereits ihre Grenzen erreicht.“

Die Chancen von generativer künstlicher Intelligenz zeigte Prof. Dr. Enkelejda Kasneci, Professorin für Human-Centered Technologies for Learning und Direktorin des Center for Educational Technologies der Technischen Universität München (TUM), in ihrem spannenden Vortrag auf. Chat GPT und andere KI-basierten Programme könnten zum einen die Unterrichtsvorbereitung für Lehrkräfte erleichtern und zum anderen für Schülerinnen und Schüler individuelle Aufgabenstellungen kreieren, um so noch spezieller den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Trotz mancher ethischer Diskussion um die Grenzen von künstlicher Intelligenz ist sie davon überzeugt, dass sie deutlich zu mehr Bildungsgerechtigkeit führen kann.

Externer Inhalt - YouTube

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Dadurch können personenbezogene Daten an den Dienst YouTube übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.