Öffnen Sie die Navigation

Zweites Netzwerktreffen der Partnerschulen: Bildungsgerechtigkeit

Im November 2019 fand das zweite Netzwerktreffen der Pädagoginnen und Pädagogen unserer Partnerschulen in München statt. Im Zentrum des zweitägigen Seminars stand der Austausch über die tägliche Arbeit und über die Herausforderungen angesichts einer immer heterogeneren Schülerschaft. Wie kann es gelingen, zu mehr Bildungsgerechtigkeit im deutschen Schulsystem beizutragen, Kinder individuell zu fördern und ihnen einen Abschluss zu ermöglichen, der ihrem Talent und Leistungswillen entspricht – unabhängig von den Ressourcen des Elternhauses. 

Über den individuellen Austausch unter den rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hinaus sorgten Vorträge und Workshops für Impulse. Den Auftakt machte ein Vortrag von Prof. Kristina Reiss, Dekanin an der TUM School of Education, Fachfrau für Didaktik der Mathematik und Leiterin der PISA-Studien in Deutschland. Reiss, die aktuell die Ergebnisse der neuesten PISA-Studie (Erhebungsjahr 2018) für den 3. Dezember 2019 vorbereitet, führte ein in Systematik und Aussagekraft des Kompetenztests für 15-jährige Jugendliche in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften.

Dabei wurde deutlich, dass ein wissenschaftlich-standardisierter Vergleich von Bildungssystemen -ursprünglich von den OECD-Staaten ins Leben gerufen und durchgeführt- weltweit immer stärker nachgefragt wird. So haben sich inzwischen über 70 „Partnerstaaten“ (darunter Städte wie Shanghai und Peking, aber auch Flächenländer wie Brasilien oder Georgien) der Studie angeschlossen.

Die Ergebnisse lassen sich so zusammenfassen: Die soziale Stellung des Elternhauses spielt in Deutschland weiterhin eine überdurchschnittlich große Rolle beim Erreichen von Bildungszielen. Das gilt ganz besonders für die naturwissenschaftlichen Kompetenzen und für die Bildungsbeteiligung an Gymnasien. „Dieser Aspekt ruft nach geeigneten bildungspolitischen Maßnahmen“, so Reiss. Insgesamt hat sich -wenig überraschend- der Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund vergrößert. Nachgewiesen werden kann, dass Jugendliche, die im Elternhaus Deutsch sprechen, signifikant besser abschneiden- und zwar nicht nur beim Lesen, sondern auch in Mathematik und in den Naturwissenschaften. Außerdem zeigte sich, dass ein Kindergartenbesuch von mindestens einem Jahr die spätere Kompetenz der 15-Jährigen signifikant verbessert.

Prof. Kristina Reiss wies auf weitere positive Aspekte hin: „Wir haben in den letzten Jahren durchaus Fortschritte gemacht. Seit dem Pisa-Schock hat sich einiges signifikant verbessert, zum Beispiel die Lesekompetenz bei Kindern aus unteren Schichten. Das zeigt, dass unsere Anstrengungen Effekte zeigen.“ Auch bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund habe sich die Situation insgesamt leicht verbessert.

Auf der Hand liege, dass Defizite im Elternhaus mit großem Engagement der Lehrerinnen und Lehrer und durch vielfältige Angebote jenseits des klassischen Fächerkanons zwar nicht ausgeglichen, wohl aber gemildert werden könnten. „Wir bräuchten wahrscheinlich die Ganztagsschule, wenn wir Bildungsgerechtigkeit erreichen wollen.“ Dabei komme es darauf an, nicht nur Wissensinhalte zu vermitteln und abzufragen, sondern bei vielfältigen gemeinsamen Unternehmungen Sprache, Wertvorstellungen und eine insgesamt positive Einstellung zur Schule und zum Lernen zu vermitteln. „Dazu müssen die Lehrerinnen und Lehrer veränderte Rahmenbedingungen und viel mehr Unterstützung vorfinden, als sie sie bisher erfahren“, so die Leiterin der PISA-Studie in Deutschland abschließend.

Anregungen und Austausch in Workshops

Manchmal passt eine Mutter in die Hosentasche ... Manche werden sich jetzt fragen, was dieser Satz zu bedeuten hat. Die Erklärung gab es im Workshop „Deutsch als Zweitsprache“  von Vasili Bachtsevanidis, Lehrbeauftragter für DAZ, am zweiten Tag des Netzwerktreffens der Partnerschulen in München. Intensiv beschäftigten sich die Teilnehmer in dieser Runde mit dem Fachsensiblen Sprachunterricht

Austausch und fachliche Anregungen standen am zweiten Tag des Treffens auf dem Programm. So nahmen einige Teilnehmer ihr iPad zur Hand und ließen sich von Simon Schubert, Sonderpädagoge und Systemadministrator, virtuos in den iPad-Unterricht einführen. Schubert unterrichtet seit mehreren Jahren erfolgreich an einem sonderpädagogischen Förderzentrum in den Jahrgangsstufen drei und vier mit dem iPad. Für ihn ist der Einsatz digitaler Tools eine Selbstverständlichkeit. Und diese Selbstverständlichkeit wirkte ansteckend und machte vielen Mut für die Gestaltung ihres eigenen Unterrichts

Wie spreche ich Eltern richtig an, wenn ich mit ihnen die schlechten Leistungen ihres Kindes thematisieren möchte? Wie sage ich einer Lehrkraft, dass sie den Nachmittagsunterricht in der Klasse 5b vorläufig übernehmen muss? Heikle Situationen, die kommunikativ nicht leicht zu meistern sind. Hier gab es im Workshop von Tina Weber, Geschäftsführerin von sales performance, praktische Tipps für eine gelingende Kommunikation im Schulalltag, die die Teilnehmer für die nächsten kommunikativen Herausforderungen stärken sollte.