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Die Zeitreise

Martin, eine Waise, hatte seine Eltern vor fünf Jahren durch einen Autounfall verloren. Er lebte seine ganze Kindheit lang in einem Waisenhaus in München. Als er nun endlich alt genug war, verließ er das Waisenhaus und suchte sich seine eigene Wohnung. Die Wohnungssuche war in München seh rschwer, denn die Miete der meisten Wohnungen war etwas zu teuer für ihn. Er suchte sich daraufhineine kleine Wohnung für nur eine Person, welche er schließlich auch fand. Die Miete war passend für Martin. Er stellte seine Kartons in die Ecke und richtete sich alles ein. Sein Schlafzimmer füllte sich Stück für Stück. Ebenso seine Küche und sein Esszimmer. Die Kartons wurden immer weniger. Nun waren drei Tage vergangen. Er füllte seinen Kleiderschrank und den Kühlschrank. Aber Moment mal! In seinem Kleiderschrank befand sich ein alter Koffer, welcher sehr alt und verschlissen aussah. Der Koffer schien verschlossen zu sein. Man brauchte einen Zahlencode, um den Koffer öffnen zukönnen. Der Koffer beinhaltete bestimmt etwas Wichtiges. Warum hätte er sonst zwei Zahlenschlösser? Martin legte den Koffer erstmal beiseite und ging Möbel sowie Nahrungsmittel einkaufen. Auf seiner Liste standen viele Sachen, die er noch brauchte, zum Beispiel Blumentöpfe für die Dekoration oder ein Sofa.

Am nächsten Tag beschloss Martin den Koffer zu öffnen, doch dies würde sehr schwer werden, da ererstmal die Codes benötigte. Martin aber wollte den Koffer nicht zerstören, weshalb er es einfach auf gut Glück versuchte. Doch schon nach fünf Minuten gab er wieder auf, es war reine Zeitverschwendung. Seinen Tag nutzte er dann, um seine Wohnung weiterhin einzurichten. Der nächste Morgen verlief wie die restlichen Tage sonst. Doch im Verlauf des Tages merkte er, dass erdiesen Tag schon einmal erlebt hatte. Er blickte auf eine digitale Uhr und stellte fest, es war der 3.Januar 2012. Es müsste aber eigentlich der 24. März 2021 sein. Er war also irgendwie neun Jahre in die Vergangenheit zurückgereist. Aber wie? Martin befand sich in seinem alten Haus. Den ganzen Tag überlegte er: „Werde ich jetzt die letztenneun Jahre und den Tod meiner Eltern noch einmal erleben müssen? Werde ich die Fehler vondamals vermeiden können?“ Er hatte große Angst, die ganzen Erlebnisse noch einmal erleben zu müssen. Er wusste genau, was den ganzen Tag passierte, denn es war der Tag, an dem er umziehen und all seine Freunde verlassen musste. Abends war er in seinem neuen Zuhause angekommen. Ein bisschen später legte er sich ins Bett und hoffte nur das Beste.

Am nächsten Morgen sprang Martin aus seinem Bett. Er wollte sicherstellen, ob er wieder in der Gegenwart oder noch in der Vergangenheit saß. Aber es schien alles nur wie ein schlimmer Traumgewesen zu sein. Er machte sich fertig und ging mit dem verschlissenen Koffer aus der Wohnung. Dann spazierte er gemütlich durch die Stadt und hatte vor, einen alten Freund zu treffen. In der U-Bahn stellte er den Koffer vor sich hin und setzte sich neben ein kleines Kind. Das kleine Kind schrie und weinte durch den ganzen Wagon. Martin fand es unerträglichund versuchte fröhlich zu wirken. Das Kind begann aber schon bald mit den Zahlenschlössern am Koffer zu spielen. Martin bemerkte das und zog sofort seinen Koffer weg und sagte den Eltern, sie sollen auf das Kind aufpassen. Sein alter Kumpel Daniel wartete schon auf Martin an der Haltestation. „Hey Martin!“, rief Daniel ihm zu. „Wie geht’s dir? Lange nicht mehr gesehen!“ Die beiden verstanden sich wie Sandkastenfreunde. Martin zeigte Daniel den Koffer und fragte, ob er diesen öffnen könnte, ohne ihn zu beschädigen. „Das ist echt nicht leicht! Es sind zwei Zahlenschlösser, bei denen wir nicht einmal annähernd wissen, wie der Code ungefähr lauten könnte. Also ich vermute mal nicht“, meinte Daniel. „Es würde schon so eine Woche dauern, weil es bestimmt über eine Millionen Zahlenkombinationengibt.“ „Oh, ok“, reagierte Martin. Sie versuchten aber trotzdem weiterhin ihr Glück. Nach hunderten Versuchen tat sich immer noch nichts. „Vielleicht beim ersten 2015 und beim zweiten 1812?“, mutmaßte Martin. Doch der Test klappte auch nicht. „Egal! Lass uns unsere Zeit nicht verschwenden, sondern lieber draußen wieder Quatsch machen!“ Abends machte sich Martin wieder auf den Weg nach Hause. Gegen 22 Uhr lag er bereits im Bett und schlief. Der nächste Morgen verlief wie immer. Aber da warschon wieder dieses Gefühl! Martin hatte schon einmal diesen Tag erlebt! Er war aufgeregt und konnte nicht mehr ruhig sitzen. Ist es wieder nur ein Traum? Er saß wieder im Waisenhaus mit seinen Freunden am Tisch. „Kevin verschüttet gleich sein Glas!“, dachte Martin. Wenige Sekunden darauf passierte es auch! Martin war verwirrt. Er guckte noch einmal auf das Datum. Es war der 18. 12. 2015? Dieses Datum hatte er am Koffer eingegeben! An dem Tag lernte er seinen besten Freund Daniel kennen. Er musste irgendetwas machen oder ein Zeichen hinterlassen, damit sein gegenwärtiges Ich sicher sein kann, ob es nur ein Traum ist oder nicht. Martin ritzte vorsichtig seinen Namen in einen Baum neben dem Waisenhaus. Ansonsten verlief der Tag so, wie er ihn noch in Erinnerung hatte.

Der nächste Morgen brach an. Martin sprang sofort aus dem Bett und zog sich um. Er war gespannt, ob der Traum real war, flitzte durch den Park und durch die Gassen. Am Waisenhaus angekommen, suchte er aufgeregt diesen Baum. „Da ist er ja!“, rief Martin. „Wo ist das Eingeritzte? Da!“ Also stimmte seine Vermutung: Er kann mit dem Koffer durch die Zeit reisen! Er muss nur das Datum und das Jahr in die Zahlenschlösser eingeben. Sein Herz sagte ihm, er solle in die Vergangenheit reisenund den Fehler verhindern, durch den seine Eltern gestorben sind. Sein Verstand meinte aber, er solle es lassen, denn das könnte einiges in der Gegenwart verändern! Aber seine Emotionen warenstärker und überredeten ihn dazu, zurück zu reisen. Also nahm er den Koffer und legte ihn auf seinen Schreibtisch. „16.05.2016“, murmelte er. Er musste nur noch warten, bis er einschlief. Doch das war schwerer als gedacht. Durch die ganzen Gefühle und Emotionen konnte er einfach nicht einschlafen. Es war aber auch noch recht früh. Er starrte Stunden lang auf den Koffer und machte sich viele Gedanken. Erüberlegte und überlegte. Was würde sich in der Gegenwart ändern? Das Positive wäre, dass seine Eltern noch leben würden und er Vertrauenspersonen hätte. Er wollte nur noch seine Eltern sehenund begann zu weinen. Er wollte doch nur seine Eltern sehen. Martin wurde müde. Letztendlich schlief er ein und wachte an dem Todestag seiner Eltern auf. Nun war er voller Freude. Denn jetzt wusste er ganz genau, was er tun musste. 

Während der Autofahrt gingen ihm plötzlich alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Es würde die ganze Gegenwart verändern. Er käme nie ins Waisenhaus und würde nie Daniel kennenlernen, sowie die ganzen anderen Mitmenschen in seinem gegenwärtigen Leben. Daniel und er waren damals inschwierigen Situationen. Aber gemeinsam hielten sie durch. Er konnte es Daniel nicht antun und ihn einfach im Stich lassen. Daher begann er loszulassen. Martin ließ seine Eltern streiten und es zum Autounfall kommen. Den ganzen emotionalen Schmerz musste er nochmal erleben. Er musste denTod seiner Eltern nochmals mitansehen. Er hatte ein gutes Gewissen, aber auch ein schlechtes. Es war jedoch eine gute Entscheidung, denn wer weiß, was mit der Gegenwart ansonsten passiert wäre.Martin war nun aus der Vergangenheit zurückgekehrt und froh, den Fehler nicht gemacht zu haben,die Gegenwart zu verändern. Er war froh, Freunde im Waisenhaus zu haben, die ihn alle unterstützen.

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