Soeben wurde das Humboldt-Forum eröffnet, kontrovers diskutiert vom Bau bis zum Inhalt. Wie lassen sich ethnologische Gegenstände heute noch präsentieren? Wie steht es um Provenienzforschung und Restitution?
Zu diesen hochaktuellen Fragen empfehle ich Ihnen die Lektüre der Dokumentation über das Luv-Boot, das zum Kern der Sammlung im Humboldtforum zählt. Über die Herkunft dieses Bootes ist eine sehr kontroverse Debatte im Gange, die Sie in den Medien verfolgen können. Mir geht es bei dieser Buchempfehlung weniger um diese Frage als vielmehr um das Handeln deutsche Kolonisten in fernen Ländern. Lange wurde die Geschichte der deutschen Kolonien während des Kaiserreichs nur sehr stiefmütterlich behandelt, in den Geschichtsbüchern kam sie nur am Rande vor. Götz Aly macht in seinem außerordentlich sorgfältig recherchierten Buch plastisch erfahrbar, wie diese Kolonien „erworben“ und gehalten wurden. Und das ist für mich der größere Gewinn dieses Buches als die natürlich sehr berechtigte Frage, wie das Luv-Boot nach Berlin gekommen ist.
Wenn Sie sich noch auf literarische Weise der Geschichte der deutschen Kolonien nähern wollen, bietet sich der Roman „Morenga“ von Uwe Timm (mit einem Nachwort von Robert Habeck!) an, in dem er über den erbarmungslosen Krieg der Deutschen Kolonialherren gegen die Herero und Hottentotten in Deutsch-Südwestafrika im Jahr 1904 berichtet und erzählt. Der Roman ist bereits 1978 entstanden und nun bei dtv neu aufgelegt worden.
S. Fischer Verlag.
Frankfurt 2021
235 Seiten
21 €