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Wieder gelesen:
Weil wir trotz Lockdown die Buchhandlung im Ort unbedingt erhalten wollen:

Penelope Fitzgerald:
Die Buchhandlung

„1959 wusste Florence Green am Ende mancher Nächte nicht genau, ob sie überhaupt geschlafen hatte. Sie plagte sich mit der schwierigen Entscheidung über den Kauf eines kleinen Anwesens, des Old House, samt dazugehörigem Lagerschuppen unten am Wasser. Sollte sie die einzige Buchhandlung in Hardborough aufmachen?“

So beginnt dieser kleine, gut lesbare Roman und so beginnen die Verwicklungen, Verstrickungen, Intrigen, Erfolge und Misserfolge für Florence bei der Umsetzung ihres Vorhabens. Unterstützt von dem äußerst belesenen, eigenbrötlerischen Aristokraten Edmund Brundish gewinnt sie durchaus eine kleine Stammkundschaft von neugierigen Lesern, sieht sich aber vor allem konfrontiert mit den Intrigen und der Engstirnigkeit der englischen Provinz. Und als sie dann auch noch Nabokovs „Lolita“ in ihr Sortiment aufnimmt, ahnt der Leser, dass die Sache nicht gut enden wird.

Vielleicht ist Ihnen die Geschichte aus der Romanverfilmung mit dem Titel „Der Buchladen der Florence Green“ mit dem unvergleichlichen Bill Nighy als Edmund Brundish bekannt (gibt es als DVD). Penelope Fitzgerald hat den autobiographisch geprägten Roman bereits 1978 veröffentlicht, erst 22 Jahr später erschien er auf Deutsch. Der Rezensent der FAZ schrieb damals in seiner Besprechung: „In einer knappen, lakonischen Sprache schildert die Autorin das Geschehen ruhig und gelassen, gewürzt mit typisch englischem Humor.“ Vor allem über die Dialoge entsteht ein stimmiges Bild von einer englischen Kleinstadt in idyllischer Landschaft, die entlarvend kontrastiert wird mit der engstirnigen Gesellschaft von Kleinbürgern, die das Vorhaben schließlich zum Scheitern bringen. Eine Tragikomödie mit bitterem Ende.

Warum ich diesen „kurzen Roman mit einem traurigen Ende“ (P. Fitzgerald) gerade jetzt nochmal gelesen habe? Sicher gehen heute Buchläden nicht deshalb ein, weil dort „Lolita“ oder „Fahrenheit 457“ im Schaufenster liegen. Aber was die Wertschätzung von Kultur und Literatur angeht – da kommt man doch manchmal ins Zweifeln. Und ohne diese Wertschätzung keine Buchhandlung! Also lassen Sie uns unsere Lokalen Buchhändler stützen!!!

 

Suhrkamp Verlag
Ersterscheinungstermin: 08.12.2014
Erscheinungstermin (aktuelle Auflage): 23.12.2020
Broschur, 164 Seiten
978-3-458-36046-9
insel taschenbuch 4346
Insel Verlag, 8. Auflage
8,00 € (D), 8,30 € (A), 11,90 Fr. (CH)
12,0 x 18,9 x 1,5 cm, 168 g
Im Original erschienen unter dem Titel The Bookshop, 1978 (HarperCollins, London).

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