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„DenkOrt Deportationen“ – Würzburger Stipendiaten erinnern an die NS-Opfer Unterfrankens

Mit dem Denkmal-Projekt „DenkOrt Deportationen“ erinnern Jugendgruppen aus ganz Unterfranken mit selbst gestalteten „Gepäckstücken“ an die Unmenschlichkeit der Deportationen jüdischer NS-Opfer zwischen 1941 und 1944, darunter viele Kinder. Die Strecke der Deportationen verlief damals zwischen der Würzburger Innenstadt und dem Aumühl-Ladehof.

Unsere Stipendiaten aus dem Matthias-Grünewald-Gymnasium waren von Anfang an dabei. Ein Denkmal setzen für die vielen Kinder, die Opfer dieser menschenverachtenden Deportationen wurden - aber wie? Es sollten „Gepäckstücke“ sein, also Gegenstände zum Anfassen. Und sie sollten im wahrsten Sinne des Wortes in Stein gemeißelt sein, damit sie nie wieder vergessen werden. Jedes Einzelprojekt sollte zudem aus zwei gleichen Objekten bestehen: Ein Gepäckstück, das am Hauptbahnhof ausgestellt wird, und eins für die Heimatgemeinde.

Unter der Leitung von Kulturakteur Felix Röhr und Bildhauer Thomas Reuter machten sich die 12 Jugendlichen an die Arbeit. Wochenlang wurden Ideen gesammelt, geordnet und wieder verworfen. Als Symbole einigte man sich schließlich auf einen Teddy, eine Zahnbürste, ein aufgeschlagenes Tagebuch und ein Geldstück von 1941. Kindheit, Abschied von zu Hause und die grauenhafte Aktualität der Deportationen sollten damit symbolisch in einem transparenten Würfel eingefangen werden. Umgeben von einer Steinkonstruktion in Form eines Koffers ist der Inhalt auf diese Weise für den Betrachter sichtbar und Anstoß zur Erinnerung.

Für die Stipendiaten bedeutete das Projekt vor allem anderen über viele Wochen die intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit der Stadt. Bildhauerei als künstlerisches Medium neu zu entdecken war die zweite Herausforderung. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Der eine der beiden Koffer ist inzwischen Teil des Denkmals am Hauptbahnhof. Es erinnert nun Passanten und Reisende an eine der dunkelsten Phasen der Würzburger Stadtgeschichte.

Am 27. Oktober fand dann endlich auch das zweite Gepäckstück seinen Platz: Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie mit Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Marat Gerchikov vom Zentralrat der Juden in Deutschland berichteten unsere Stipendiaten Leon Ghimire, Evelyn Bernt und Cecilia Schill stellvertretend für alle jungen Künstler, wie die Koffer entstanden sind. Vivienne Eller an der Geige begleitete die feierliche Einweihung.

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